Alltag im Weingut

Das Schnitzel bezahlt der Winzer

Die Zeiten ändern sich.

Dieser Beitrag scheint älter als 16 Jahre zu sein – eine lange Zeit im Internet. Der Inhalt ist vielleicht veraltet.

Gerhard sucht einen Blogger der sich dem Thema widmet „Wein in der Gastronomie“. Wenn es so einen Blogger jemals geben wird, dann wird er sich eher mit den Angeboten der Gastronomie für ihre Kundschaft auseinandersetzen als mit den Angeboten der Weinproduzenten für die Gastronomie.

Es stimmt, auch in meinem Kollegenkreis distanzieren sich immer mehr davon für die Gastronomie Extrapakete anzubieten. Liest man Gerhards Forderung an die Weinlieferanten versteht man auch warum das so ist denn die Erwartungen die Gerhard an einen Lieferanten aufstellt geradezu unerfüllbar. Ich mag den Gerhard, aber ich bin froh nicht bei ihm liefern zu müssen, denn das würde meinen Arbeitsplatz gefährden.

Aber man muß auch der Weinwirtschaft den Vorwurf machen, daß sie dem Vertriebsweg Gastronomie nicht die Spannen läßt, die er benötigt. Andere Getränkegruppen wie etwa die Spirituosenmarken zahlen in angesagten Locations dafür, gelistet zu werden. Mineralbrunnen verschenken zu jeder gekauften Flasche bis zu eine Flasche. Und was mach die Weinwirtschaft?

Bereits heute kaufen viele Gastronomen Literweine für unter 2 Euro die Flasche ein. Ein Preis der kaum eine ordentlich Produktion zuläßt und dem Deckungsbeitrag des Gastronomen gut tut, den Winer aber ins Verderben schickt. Würden Winzer wie Mineralbrunnen ihr Produkt günstig aus dem Boden pumpen könnte man mit ihnen sicherlich über großzügige Geschenke nachdenken.

So geht es munter weiter in Gerhards Artikel, er prügelt auf die Winzer ein und wirft sie in das gleiche Boot wie Brauer, Schnapsbrenner und Mineralwasserabfüllanlagen.

Das Wort Qualität findet sich interessanterweise kein einziges Mal in diesem Artikel. Wenn es völlig egal ist was man seinen Gästen anbietet, wird der Gastronom auch die entsprechenden Weine finden, wenn nicht deutsche dann halt aus China. Die erlauben sogar 1000% Aufschlag und sind dann immer noch billig!!

Nur in einem Punkt hat Gerhard aus meiner Sicht Recht, das ist der der Preisgestaltung bei den Weinproduzenten. Es kann nicht sein das der Gastronom den gleichen Preis bezahlt wie der Endverbraucher. Wir verkaufen aus diesem Grunde unser Literflaschen exklusiv für die Gastronomie, zudem bieten wir Wein in Keg an, was eine Preiskalkulation zuläßt die jedem rechnenden Gastronomen die Freudentränen in die Augen treibt. Leider sind nur sehr wenige Bereit einen Zapfhahn dafür zu opfern!!! Das haben wir oft erlebt, manche wollten sogar das wir die Schankanlage dafür installieren und bezahlen!! Da verzichten wir auf das ohnehin für uns magere Geschäft, denn wir sind ja keine Brauerei.
Weiter ist ganz klar anzumerken, das Winzer die sich auf Gastronomen spezialisieren große Probleme haben in Bezug auf Zahlungsausfälle. Das könnte man durchaus auch einmal anmerken und thematisieren und in den vielen Gastronomiefachbüchern darüber schreiben.

Wie auch immer, die Gastronomie gerät zunehmend in die Kritik für ihre Kalkulationen. Dazu kommen Faktoren wie die zunehmende Verknappung des Weines was die Preisspirale auch für Gastronomen weiter nach oben drehen wird, zumindest für ordentlich und gute Weine.
Vielleicht sind die Zeiten ja bald vorbei wo die Winzer mit ihren Weinen die Küchen der Kneipen subventionieren und dem Kunden damit das billige Schnitzel auf dem Teller subventionieren?

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