Sonstiges

Fisch und Rotwein

Die Zeiten ändern sich.

Dieser Beitrag scheint älter als 16 Jahre zu sein – eine lange Zeit im Internet. Der Inhalt ist vielleicht veraltet.

Wir haben es tatsächlich getan und diese erste Veranstaltung mit diesem Thema durchgezogen. Ich gebe zu, das was wir in der Vorprobe ausprobiert hatten hatte mich nicht wirklich zu 100% überzeugt. Aber, beim finalen Kochevent mit Freunen und Freundesfreunden hat es dann doch gepasst, weil sich die Küche noch mehr auf die Weine eingestellt hat und diese Veranstaltung somit ein echter Erfolg wurde.

Thunfisch mit gerösteter Sesamsaat auf Sahnemeerrettich

Zu diesem Gang waren wir nicht wirklich mutig, denn die Gästen hatten dazu noch einen Rosé Perlwein im Glas. Im nachhinein muß ich sagen, gerade aufgrund der Sesamsaat hätte man mutiger sein dürfen und einen durchaus kräftigeren Roten servieren können. Meine Begründung das Rosé vor dem Gesetz als Rotwein gilt wurde Gott sei Dank akzeptiert.

Karamellisierte Jacobsmuscheln mit Waldhonig

Dieser Gang war für mich ein absolutes Highlight, zumindest was das Essen angeht. Als Wein wurde dazu ein knochentrockener, herber 2005er Cabernet Mitos gereicht. In der Vorprobe wurde ich überstimmt, denn meine Wahl wäre ein leichter St. Laurent gewesen. Aber diese Kombination hat den Gästen aufgezeigt wo die Reise hingeht und das dieses Menü nichts Normales sein wird. Zu meiner Überraschung waren alle Positiv gestimmt, Wein und Jacobsmuscheln erfreuter sich größter Beliebtheit.

Geschmorter Aal mit Frühlingszwiebeln und Kräutern

Meeraal zeichnet sich wohl unter anderem dadurch aus das er ein festeres Fleisch hat als seine Kollegen aus anderen Gewässern. Wir hatten uns beim Aal für einen vollreifen Spätburgunder aus dem Jahrgang 1999 entschieden. In alten Barriques gereift, wird der Wein inzwischen von Tertiäraromen dominiert. Genau diese Aromatik passte hervorragend zum Aal und seinen Kräutern. Dazu kommt natürlich das derart gereifte Rotweine eine Weichheit haben die jeden Gaumen umschmeichelt, egal was sich gerade in ihm befindet. Dieser Gang war bereits im Vorfeld eine sichere Bank.

Knuspriges Zanderfilet mit Hummersauce und Rösti

Aus den Rösti wurde ein Kartoffelbrei, zu diesem Gang wollten wir einen Wein servieren der auch als Weißwein hätte durchgehen können. Zum Zander wurde ein 2007er Rotwein serviert, der bereits fertig im Keller lagert und im November als Primeur-Wein angeboten wird. Fruchtig, spritzig und leicht angekühlt harmonierte er auf das Beste mit dem Fisch.

Räucherlachs-mousse mit Kaviar

Das war etwas herrliches, in dieses Mousse hätte man sich reinlegen können. Hier wählte ich einen 2006er Schwarzriesling halbtrocken der gut gekühlt serviert wurde. Die Kälte hat die Süße ein bischen zurückgenommen und so passte dieser erfrischende Wein schön zu dieser Lachsmousse. Hier war uns bei der Weinauswahl wichtig das der Gerbstoff nicht zu sehr vorschmeckt und dieses in sich sehr harmonische Essen gestört hätte.

Seeteufel-Medaillons mit Muscheln, „Beurre Rouge“und Rotweinrisotto

Ein Gang den wir nach der zuvor geübten Harmonie wieder etwas Kontroverser gestalten wollten, aber offensichtlich ist es uns nicht gelungen. Eingeschenkt wurde ein mächtiges Cuvée aus dem Jahrgang 2003, 14,5 % Vol. und 2 Jahre im Barrique gereift. Wer nun glaubt es hätte Diskussionen gegeben der irrt, der Wein wurde akzeptiert, auch wenn es mich persönlich nicht überzeugte. Ich hätte hier auf das Barrique verzichtet, aber wenn überhaupt, so bot nur dieser Gang die Chance solch einen Wein im Menü unterzubringen. Im Rückblick fühle ich mich in meiner Meinung bestätigt und werde beim nächsten Fisch und Rotweinevent in 14 Tagen auf einen 03er Spätburgunder zurückgreifen der NICHT im Barrique gereift ist, sondern stattdessen diese Zeit in der Flasche verbrachte.

Vanilleeis mit Riesengarnelen, Kürbiskernöl und einer Balsamiko-Reduktion

Tja, was soll ich sagen, als ich zum ersten mal den Vorschlag für den letzten Gang gelesen habe, hielt ich dies für ziemlich abartig und durchgeknallt. fisch und Eis? Aber es ging und und alle Anwesenden waren ähnlich überrascht wie ich als das zum ersten Male essen durfte.
Ich bin selbst nach dem Genuss dieses Ganges ahnungslos was für ein Wein hierzu passen könnte. Ausgeschenkt habe ich eine 2003er Schwarzriesling Auslese Edelsüß. Ich habe mich dafür entschieden da ich dem Kürbiskernöl und dem Balsamico eine warme mollige Süße entgegensetzen wollte. Aber irgendwie hat es mich nicht zufrieden gestellt. Vermutlich war zuviel Süße im Spiel, denn nicht zu vergessen das Vanille Eis! Die Garnele hat hier kaum mehr etwas zu melden, darum überlege ich ob es nicht angebrachter wäre hier mit einem etwas herben aber geeisten Tresterbrand oder einem schön gereiften Weinbrand einen Schlusspunkt zu setzen. auch bei der Wahl des Eises würde ich im nachblick eine etwas Aromaärmere Variante wählen, auch wenn ich spontan keine Idee habe was das sein könnte.

Fisch-und-Rotwein.jpg

Nun denn, das waren also meine ersten Erfahrungen zum Thema Fisch und Rotwein, in 2 Wochen geht es in die nächste Runde, dann werde ich die angedachten Veränderungen einbringen und sehen was passiert. Aber man muß an dieser Stelle auch klar sagen, um so etwas zu stemmen braucht man jemanden in der Küche der sein Handwerk versteht und auch bereit ist seine Gerichte auf die Weine einzustellen.

Über meine Mitgliedschaft bei Slow Food habe ich Menschen kennengelernt die Bereit sind solche Veranstaltungen durchzuführen. Mir hat es Spass gemacht, und alle Beteiligten sind um einige interessante Erfahrungen reicher. Es ist schön mal wieder gefordert zu werden und sich Gedanken machen zu müssen, jenseits von der 8er Weinprobe und Winzervesper. Nur Wein und Zwiebelkuchen kann jeder, Wein und Schokolade inzwischen auch, aber da draussen gibt es noch einiges was man probieren kann, Ideen gibt es genug und offensichtlich auch Menschen die wie ich Lust darauf haben es zu probieren.

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