Im Weinkeller

Jungweinprobe

Die Zeiten ändern sich.

Dieser Beitrag scheint älter als 17 Jahre zu sein – eine lange Zeit im Internet. Der Inhalt ist vielleicht veraltet.

Es ist die Zeit der Jungweinproben, allerorten kann man darüber lesen und sich informieren wie Super der Jahrgang doch geworden ist. Zum probieren bekommt man Weine die wirklich das Prädikat Super verdienen, in den Verkauf kommen dann ganz andere Sachen. Immer wieder komisch.

Egal, wir werden Ende der Woche erstmals unsere Weine komplett in Reihe verkosten. Wir, das sind 3 Mann vom Weingut und zwei Personen von Verbandsseite. Das ist in so fern wichtig, als das man bei eigenen Weinen doch gerne ab und zu mal ein Auge zudrückt und über Tatsachen hinwegsieht. Da kann man mir sagen was man will, ich erachte das als Fakt, das wir Kellermeister und Winzer immer dazu neigen das eigene im Keller überzubewerten. Da ist es gut wenn von draussen jemand dazukommt und man Unterstützung bekommt wie man den Jahrgang wenige Wochen vor der ersten Abfüllung einzustufen hat.

Die Jungweinprobe dient für mich vornehmlich dazu, um Klarheit darüber zu haben wie ich in den nächsten Wochen im Weinkeller mit den Weinen arbeiten werde. So ergeben sich aus den Jungweinproben immer wieder Aspekte die von Wichtigkeit sind. So kann es z.B. Weine geben die ein verlängertes Lagern auf der Hefe bekommen, oder die eben Hinsichtlich von Weinfehlern einer besonderen Behandlung bedürfen. Ich hoffe und gehe auch davon aus, das letzeres nicht der Fall sein wird.

Zum anderen gibt es eine Jungweinprobe bei der sich die regionalen Weinerzeuger treffen, bei der jeder Betrieb 2 Proben mitbringt, welche dann Anonym verkostet werden. Das hat vor allem den Vorteil das Weine von Betrieben vorgestellt werden können, von denen sie nicht wissen was sie damit machen sollen. Im Rahmen dieser Probe bekommen sie das geballte Wissen vermittelt hinsichtlich der weiteren Behandlung dieser Weine. Wer will kann sich dann äussern das die Weine von ihm sind oder kann es bei der Anonymität belassen.

Dann die unzähligen öffentlichen Jungweinproben, da hat jeder Zugang sogar Journalisten werden dazu eingeladen. Ich persönlich halte davon überhaupt nichts, denn ich habe bisher kaum jemanden kennen gelernt der in der Lage ist, unfiltrierte trübe Jungweine zu verkosten oder zu Bewerten, geschweige denn eine Prognose abzugeben wie sich die Weine entwickeln werden. Endverbraucher neigen ohnehin dazu solche Weine ablehnend zu bewerten, das ist auch logisch, denn die Messlatte die sie anetzen können ist die die sie kennen, die der fertigen abgefüllten Weine. Diese Messlatte kann allerdings nicht dienen wenn man Jungweine bewerten will.

Man braucht also eine andere Vorkostungskalibrierung wenn man sich an die Materie Jungwein heranmacht. Viele Aromen die im Jungweinstadium noch vorhanden sind verflüchtigen sich bis zur Abfüllung, andere Aromen die bisher nur verhalten vorhanden sind treten verstärkt in den Vordergrund. Die Kohlensäure ist dominant und täuscht den Gaumen hinsichtlich Restzucker und Säure. Die Farbe der Weine ist Stumpf, da noch Teilchen in der Schwebe sind, Rotweine wirken dunkler als sie nach der Abfüllung sein werden.

Mann muß den Wein regelrecht geistig filtrieren um ihn beurteilen zu können. Zumindest so lange sie noch auf der Hefe liegen wie das bei uns zur Zeit der Fall ist.

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