Merkwürdige Weinberater

Die Zeiten ändern sich.

Dieser Beitrag scheint älter als 17 Jahre zu sein – eine lange Zeit im Internet. Der Inhalt ist vielleicht veraltet.

Wenn jemand bei uns im Weingut ein Fest ausrichtet braucht er Wein, um den auszusuchen kommen die Leute vorbei. Im Rahmen einer Beratung mit Weinprobe fällt dann meist die Entscheidung zur Weinauswahl recht schnell und zügig.

Komplinziert und langwierig wird es nur, wenn die Festausrichter Freunde mitbringen die sich offensichtlich mit Wein auskennen. Geht die Weißweinauswahl noch zügig vonstatten, gestaltet sich die Auswahl der Rotweine problematisch. So hatte ich gestern folgende Kommentare der Amtlich nicht anerkannten Weinberaterin.

St.Laurent trocken – „Der Wein ist flach“
Dornfelder trocken – „Nichtssagend“
Portugieser trocken – „Könnte was sein aber zu schwach“
Schwarzriesling trocken – „zu leicht“
Spätburgunder trocken – „zu jung“

Innerlich war ich am kochen, freundlich fragte ich, was sie denn für Vorstellungen an Rotwein hat? Zur Antwort bekam ich:

„Spanischer Rotwein, trocken und superschwer, ihre Weine sind mir vor allem nicht trocken genug“

Es brodelt in mir, denn alle diese Weine sind Knochentrocken, zugegeben nicht herb, denn wo soll ein St.Laurent Gerbstoff herhaben? Die Dame hatte einfach keine Ahnung.

Ich muß die Beraterin ausschalten und gehe es an wie folgt:
„Probieren sie doch den einmal, vielleicht trifft das Ihren Geschmack?“ Ich schenke ein und behalte die Flasche so in der Hand das keiner sieht was es ist.
Die Weinberaterin ist begeistert und gibt ihren Freunden ein geheimes Zeichen, das sie sich für diesen Wein entscheiden sollen. Im Moment ist sie der Meinung mich gezwungen zu haben etwas ganz aussergewöhnliches aus dem Keller hervorzuholen. Sie hat ja so Recht 🙂
Mit Freuden stelle ich den Schwarzriesling halbtrocken auf den Tisch, mit der freundlichen aber bestimmten Bemerkung die ich mir nicht verkneifen kann: „Soviel zum Thema trocken“

Damit war der Weg frei mit den eigentlichen Leuten, denen ursprünglich der Dornfelder mit am besten geschmeckt hat, die Auswahl festzulegen. Diese hatten nun erkannt das sie sich letzlich auf ihren eigenen Geschmak verlassen müssen. Sie haben sich für den halbtrockenen Schwarzriesling entschieden, ergänzt durch einen Dornfelder. Die Gäste werden Dankbar sein für diesen trockenen leichten Rotwein!!

Genau das gleiche Spiel hatte vergangene Woche mit einem Weinberater der vornehmlich Italienische Rotweine trinkt.

Ihm waren unsere Rotweine nicht Gehaltvoll genug, im Gegensatz zur vorigen Dame konnte ich ihn auch nicht mit halbtockenen oder süßen Weinen überlisten. So fragte ich ihn konkret was er bevorzugt trinkt, die Antwort war denkbar einfach, Toscana und Piemont sind seine bevorzugten Regionen, die Namen die er jeweils nennt sind wohlbekannt. Auf meine weitere Frage, was er denn im Schnitt für eine Flasche Wein bezahlt, wird ihm bereits bei der Antwort bewußt, das er in der Falle sitzt und nicht mehr rauskommt.

Mit Freuden erkläre ich, das wir natürlich auch Weine in dieser gehobenen Preislage haben, und stelle sogleich alles was ich habe von 10 – 20 Euro auf den Tisch. Die zukünftigen Gastgeber räkeln sich ungemütlich, denn die wollen Geburtstag feiern und keine Gourmetparty.

Der Italienfanweinberater sieht ein, das er die Vergleiche völlig falsch angegangen hat, denn tatsächlich sind unsere Premiumweine natürlich genau so Gehaltvoll und Alkoholreich wie die Weine die er gerne trinkt. Leider Gottes kosten sie halt auch mehr als die einfachen Gutsweine, ist ja auch logisch, halber Ertrag = doppelter Preis, (Mindestens)

Nachdem schnell klargestellt war, wer die Zeche bezahlt und was eine Flasche Wein maximal kosten darf, wurde eine schöne Auswahl an Weinen zusammengestellt die alle Gäste zufriedenstellen wird.

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