Neue Kategorie eingerichtet: Alte Weine, Raritäten & Kuriosa

Die Zeiten ändern sich.

Dieser Beitrag scheint älter als 16 Jahre zu sein – eine lange Zeit im Internet. Der Inhalt ist vielleicht veraltet.

weinverkostungen-1928-copyright-winzerblog.jpgSo lange ich nicht arbeiten darf und kann, kümmere ich ich mich darum, das ganze nötige Sammelsurium für meine Weinverkostungen hier im Winzerblog zusammen zu tragen. Entsprechendes Werkzeug um mit alten Weinflaschen umgehen zu können muß zumindest bereitliegen. Das sind Dinge wie diverse Korkenzieher, Dekantiertrichter um evtl. Ausscheidungen abzutrennen und Karaffen um den Wein vollends aus seiner alten Flasche befreien zu können.

Die meisten haben es geahnt und viele haben es bereits bei meinem letzten Artikel verstanden, ich werde selbstverständlich keine normalen Weine verkosten, sondern werde meinen Keller auflösen und mich durch die letzten 80 Jahre degustieren. Wenn ich also Weine wie HIER angekündigt in den Gulli schütte kann man getrost davon ausgehen das die Produzenten des jeweiligen Weines wohl nicht mehr leben.

Wie komme ich dazu so etwas zu tun? 4 Gründe möchte ich aufführen.

1. Zum einen hat mich Gerhard beim letzten Blog trifft Gastro auf die Idee gebracht, als er mir von einem Bekannten erzählte der ein Geschäft damit betreibt solche alten Weine zu kaufen und wieder zu verkaufen. Wir unterhielten uns darüber wie schön es doch wäre wenn solch eine Person darüber bloggen würde.

2. Das Thema alte Weine hat mich schon immer fasziniert und gefesselt. Als junger Küfer hatte ich einmal die Aufgabe ein chaotisches Weinarchiv einer großen Kellerei zu sortieren, neu zu organisieren und vor allem die Weine zu verkosten und falls nötig für die nächsten Jahrzehnte fit zu machen. Von dieser Tätigkeit zehre ich noch heute, denn es bleibt nur wenigen Menschen vorbehalten Jahrgänge eines Jahrhunderts lückenlos verkosten zu können. Schade nur, das mir das damals nicht so recht bewusst war, die Jugend setzt andere Prioritäten!

3. Zum anderen klopfen bei mir immer wieder Menschen an die Türe die hilflos mit Körben voller Wein alter Jahrgänge dastehen und nicht wissen was sie damit anstellen sollen. Ich habe bisher die Empfehlung gegeben die Flaschen für die Enkel aufzubewahren oder bei Ebay einzustellen. Nun ist es bei Ebay eben so, auch dort zählt der Name. Eine Beerenauslese eines unbekannten Weingutes ist für 1 Euro zu bekommen, gleiche Qualität eines bekanntes Weingutes schnellt in Höhen bis zu mehrerer 100 Euro. In der Regel sind solche noname Weine kaum verkäuflich. Ich hege ein bischen die Hoffnung mit diesen Raritätenverkostungen wieder zu lernen diese alten Jahrgänge einschätzen zu können.

4. Aktuell habe ich eine Flasche Wein hier stehen aus dem Jahrgang 1928, in absolut jämmerlichen Zustand. Eine Möglichkeit wäre nun den Wein weiter vor sich hingammeln zu lassen, oder ihn einfach zu öffnen und zu probieren. Ich werde letzteres tun und damit beginnen diese alten Weine zu öffnen, denn dafür wurden sie doch produziert? Die wunderbaren Etiketten werde ich hier zeigen und damit vielleicht den Beweis antreten das nicht alles was Alt ist schlecht sein muss.

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Mir ist klar, das vermutlich 90 % der Weine nicht mehr zum Genuss geeignet sind und tatsächlich den Weg in den Ausguss finden werden. In so fern dürften diese Weinverkostungen nicht immer ein Spass sein, aber der Nutzen und die Erkenntnis dürfte deutlich höher sein als eine Weinprobe mit Supermarktweinen  wie sie zur Zeit an jeder Ecke statt zu finden scheint.

Die Weinwerkstatt
Sollte sich bei der Weinprobe herausstellen das einer der alten Weine noch etwas zu bieten hat, und ist es nur die Tatsache das er noch nicht völlig zerstört ist, bekommt er eine Chance die man ihm unter Umständen schon vor vielen Jahren hätte zukommen lassen müssen. Ein Versuch der Reparatur oder Erfrischung! Diese zweite Chance besteht aus Dingen wie:

  • Schwefel
  • Ascorbinsäure
  • Weinsäure
  • Tannine
  • eine frische Flasche
  • frischer Verschluss

Befreit von Satz und Weinstein darf der Wein dann weitere Jahre im Keller vor sich hinlagern, in der Hoffnung das der Verderb zum Stillstand kommt und der Wein wenigstens so bleibt wie er sich zum Zeitpunkt der Verkostung präsentierte. Der Wein ist nach einer solchen Reparatur kein Original mehr, darauf nehme ich jedoch keine weitere Rücksicht, denn diese Weine dienen mir ja nicht als Spekulationsobjekt.

Auf die Möglichkeit der Haltbarmachung alter Weine mittels Aufspritung mit Alkohol verzichte ich, die dabei stattfindende geschmackliche Entfernung vom Originalwein empfinde ich als zu stark.

Jetzt freue ich mich auf die alten Weine und bin selber gespannt welche Überraschungen sich in den Flaschen verbergen mag.

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