Sonstiges

Qualitätswein – die QbA Prüfung

Die Zeiten ändern sich.

Dieser Beitrag scheint älter als 18 Jahre zu sein – eine lange Zeit im Internet. Der Inhalt ist vielleicht veraltet.

Unter dem Motto „QbA-Prüfung live“ veranstaltete ein Winzer-Arbeitskreis diese Schulung. Freundlicherweise wurden wir als Nichtmitglieder ebenfalls eingeladen.
Sinn und Zweck war es den Anwesenden die Form und Art der QbA-Prüfung näherzubringen und natürlich die Schulung der Sensorik. Seminarleiter war Herr Krebs, seines Zeichens die Höchste Instanz wenn es um die QbA-Prüfung in Baden geht.
Nun denn, ich persönlich gehöre nicht zu den Anhängern der Prüfung, glaube ich an die Freiheit des Marktes und denke die Verbraucher sind mündig genug zu entscheiden was Plörre ist und was nicht. So ist es in allen Bereichen üblich, oder kennen Sie einen Bäcker, der sein Brot zunächst sensorisch prüfen läßt bevor er es verkauft? Wäre es vorstellbar, das ein Metzger seine Wurst zunächst zur Wurstprüfung anstellt, bevor er sie seinen Kunden anbietet? Was ist mit Tee, Kaffee, Apfelsaft? Warum werden hier die Verbraucher nicht vor schlechtem Geschmack geschützt? Vorsicht, ich schreibe über Geschmack nicht vergammelt, versifft oder Ähnliches!!!
Trotzdem, was ich wünsche und was ich denke hat nichts mit der Gegenwärtigen gesetzlichen Situation zu tun. Wie alle anderen Leute der Weinwirtschaft unterwerfe auch ich mich diesen Spielregeln, ein wenig murren wird ja noch erlaubt sein.

Zur Probe kamen wie bei der Quali (Winzer- und Kellermeisterdeutsch für QbA-Prüfung) üblich 52 Weine, aufgeteilt in 3er Probenreihen. Bewertet wird nach dem 5 Punkte Schema. Zunächst wird der Wein auf folgende Kriterien ohne Punktevergabe geprüft:

  • Rebsortentypsich?
  • Dem Prädikat entsprechend?
  • Der Herkunft entsprechend?
  • Farbe
  • Klarheit – damit ist gemeint, ob der angestellte Wein evtl Trübungen aufweist.

Werden diese Fragen (Vorbedinungenen) mit ja beantwortet, geht es zur Bewertung. Bewertet werden folgende Eigenschaften

  • Geruch
  • Geschmack
  • Harmonie

Maximale Punktzahl je Kriterium ist jeweils 5 Punkte. Die Punkte der 3 Eigenschaften werden addiert und durch 3 geteilt, dann erhält man die Qualitätszahl. Erreicht ein Wein bei einem Kriterium nicht die 1,5 Punkte wird er ebenfalls abgelehnt.Liegt die Qualitätszahl bei 1,5 darf der Wein als Qualitätswein in Verkehr gebracht werden, Punktzahlen darunter führen zur Ablehnung. Daneben gibt es eine Vielzahl von Regeln, entspricht z.B. eine Spätlese nicht dem Geschmacksbild einer Spätlese wird weiter probiert, und bewertet. Führt die Bewertung zur Qualitätszahl 1,5 oder höher, könnte der Wein unter Auflage der Abstufung zu Kabinett die Quali bestehen.

Als völlig ungeübter richtete ich meine Aufmerksamkeit den ersten 3 Proben, zückte den Stift, probierte und fällte mein

Urteil. Rotwein Nr 1 war geradelinig, blumig und unspektakulär. Nichts großes daher gab ich in allen Bereichen 1,5 Punkte.
Rotwein Nr. 2 war dünn und wässrig, darum wurde er von mir abgelehnt.
Rotwein Nr. 3 war vollmundig, hatte Schmelz und schmeckte mir ausgezeichnet. Dementsprechnd belohnte ich ihn mit 2,5 Pukten.
Was hatte nun die echte Prüfung für diese Weine ergeben?
Wein Nr.1 hatte eine Goldmedaille (4 Punkte), Wein Nr. 2 hatte 1,5 Punkte und Wein Nr. 3 2,5 Punkte.
Nun denn, ich lag zweimal völlig daneben, einmal richtig. Ich stellte mir bereits vor, das dies ein sehr peinlicher Abend werden könnte. Dennoch, der von mir als unzumutbar abgelehnte Wein war unter Weingesetzlichen Gesichtspunkten Astrein und Fehlerfrei. Das ich diesen Wein nicht einmal als Schorle trinken würde, hat nichts damit zu tun.
Damit waren die Messlatten gesetzt und es ging an die Verkostung der weiteren 49 Weine. Ab der dritten Runde hatten wir den Dreh ziemlich gut im Griff, und konnten bis auf einige Ausnahmen die QBA Ergebnisse bestätigen.

Es gibt unzählige Gründe die für und gegen die Prüfung sprechen, der Satz des Abends war daher für mich die Definition der Prüfung:

Es liegt in der Natur der Prüfung das es auch Weine gibt, die diese nicht bestehen!!

Es geht nicht darum, was schmeckt oder nicht, sondern darum den Verbraucher vor schlechten und vergammelten Weinen zu schützen.

Das Problem liegt offensichtlich in der Definition von schlecht!!
Neben einigen Fehlerweinen gab es auch 2 wirkliche Highlights.
Ein Blanc de Noir aus dem Kraichgau, ein Lupenreiner Burgunder, viel Kraft und Fülle, ein herrliches Mundgefühl, fast zu Schade zum Schlucken.

Weiterhin gab es zwei Müller Thurgauweine vom Bodensee. Sehr schön ausbalanciert, elegant und spannend. Das Bukett war Kristallklar der Abgang lang und nachhaltig, wie es nur ein Müller vom See sein kann. Ich persönlich schätze ganz besonders Weine, deren Herkunft man eindeutig am Geschmack und Geruch zuordnen kann.

Den Prüfern liegt ein Prüfbeleg vor, aus dem sie einige Informationen über den zu prüfenden Wein entnehmen können. Angegeben werden die Sorte, der Jahrgang, die Weinart (Weißwein, Rotwein oder Rosé) Qualitätsstufe, der Bereich, Geschmack (trocken, halbtrocken. lieblich), Ausbau (Barrique) und die Auszeichnung. Auszeichnungen wie das Weinsiegel oder das badische Gütezeichen werden direkt bei der QbA Prüfung vergeben. Werden diese Siegel beantragt, wird dies im Bereich Auszeichnungen vermerkt.
In den gleichen Prüfbeleg werden die Punkte und Bemerkungen (z.B. Abstufung von Spätlese auf Kabinett) eingetragen.

Schwierigkeiten machten letzlich die Nuancen. So hatten wir einen meiner Meinung nach wunderschönen Spätburgunder aus dem Breisgau im Glas, mir gefiel vor allem das Bukett, das ich auch entsprechnd hoch bewertete. Mit den meisten meiner Kollegen war ich hier der Meinung einen Wein im Glas zu haben, der wohl nicht besonders kräftig war, aber dennoch viel Charakter zeigte. Die Mehrheit gab diesem Wein das Gütesiegel und bewerte mit 3 Punkten. Ich auch.

Die, die nun täglich Weine probieren um die Verbraucher zu schützen, riechen nun einen Hauch von Milschsäure heraus. Ein Hinweis darauf, das der Biologische Säureabbau nicht optimal verlaufen ist. Darf man so einen Wein nun auszeichnen? Ist das ein Weinfehler?

Genau hier liegt die Schnittstelle der Probleme zwischen Verbraucherschützer und Produzent. Der Verbraucherschützer hat ein Problem, weil er einen vermeintlichen Fehler riecht, der Produzent sagt, dies ist kein Fehler, sondern eine Eigenheit des Weines, der Verbraucher wird diesen Wein lieben.

Sind es denn nicht gerade diese Eigenheiten die dem Wein das ganz Besondere verleihen?
Zerstören wir nicht die Vielfalt und die Individualität der Weine indem wir zur totalen Perfektion streben? Wo bleibt die Handschrift der Winzer und Kellermeister?

Wir arbeiten doch nicht mit Sprudel oder Cola. Der Wein lebt, nicht zuletzt durch die Menschen die ihn produzieren und derer die ihn trinken.

Da die QbA Prüfung immer gewinnt, kann dieser Wein zwar verkauft werden, kann aber beim Verband keine Erfolge wie z.B. Prämierung erringen. Auf anderem Parkett, andere Verkoster, andere Kriterien, dann könnte dieser Wein durchaus sehr Erfolgreich sein.

Die Prüfer:
Eine Prüfungsommission setzt sich in der Regel aus 4 Personen zusammen, wobei 3 von der Weinwirtschaft (Winzer, Kellermeister) kommen, dazu eine Person von den Kontrollbehörden (Weinkontrolle, Regierungspräsidium, Weinbauberater, Institute, usw.) kommen muß.

Meiner persönlichen (!) Meinung nach liegt hier die Ursache, das sich viele Produzenten abwenden und die Verbandsseitigen Angebote wie Gütezeichen oder Prämierung nicht mehr wahrnehmen. Diese Siegel sind Ausdruck technisch reiner, sauberer Weine, diese Tatsache alleine muß aber noch lange nicht bedeuten das dem Verbraucher dieser Wein schmeckt. Denn technisch rein und sauber sind durchaus auch Attribute die bei Mineralwasser zu Recht erwartet werden können.
Ebenfalls in die Probe eingebaut war ein Pirat, getarnt als Weissburgunder trocken aus dem Breisgau. Die Mehrheit (ich ebenfalls) haben diesem Weine die Mindestpunktzahl 1,5 gegeben. Die Überraschung war groß, als uns mitgeteilt wurde das wir soeben einem Gutedel die AP-Nummer als Weissburgunder erteilt hätten. Ich habe dabei keine Gewissenskonflikte, denn auf der Suche nach Fehlern, auf der Suche nach dem Betrug des Produzenten, mußte ich diesen Wein als technisch sauber und gut deklarieren. Da das Fehlen eines ausgeprägten Buketts kein Fehler ist, mußte ich den Wein als OK bewerten.

Wer jetzt aufbrüllt und meint, es kann nicht sein, das Winzer und Kelleremeister keine Sorten auseinanderhalten können, dem sei versichert, es kann verdammt schwer sein. Zumal ja nicht im Vergleich verkostet wird, sondern ein Wein nach dem anderen.

Zudem sitzt man nicht Zuhause locker am Küchentisch mit Häppchen und überlegt sich wie man diesen Wein beschreiben könnte, sondern es geht Ruckizucki, es ist ja ein gewaltiges Pensum das da absolviert werden muß.

Fazit:

Abschliessend würde ich meinen, das diese Veranstaltung durchaus die Sinne geschäft hat, was von den Produzenten erwartet wird. Die Frage die ich mir stellen muß, ist die, ob ich diese Erwartungen erfüllen will, kann oder muß? Es gab viele Interessante Aspekte an diesem Abend, einer davon ist sicherlich der, das wir Kellermeister und Winzer durchaus zur Betriebsblindheit neigen. Dem muß ab sofort streng entgegengewirkt werden, es muß mehr Wein von anderen Betrieben auf den Tisch. Der Etat dafür muß deutlich aufgestockt werden.

Weiterhin ist jedem klar geworden, das bei aller Kritik, die Kommissionen unter Leitung des Institutes ein enormes Arbeitspensum ableisten. Mit Übung und Einblick in die Materie wird die Quali transparent und berechenbar für jeden, vorausgesetzt, das er sich überhaupt damit beschäftigt.

Es ist ebenfalls logisch, solange man nicht selber dort am Tisch sitzt und Weine probiert, kann man auch nicht Einfluß nehmen auf diese Entscheidungen, oder Veränderungen einfordern. Gerade darin sehe ich auch ein Problem der Nordbadischen Weinbauregionen. Freiburg ist verdammt weit weg!!

Die Kompetenz die sich in Freiburg versammelt ist gewaltig. Befreit von gesetzlichen Zwängen, könnte vom dortigen Institut eine Önologische Beratung und Betreuung vom Feinsten aufgebaut werden. Ein Bereich der derzeit völlig unterentwickelt ist in unserem Land. Für strategische Zukunftsentscheidungen etwa, sind Weingüter derzeit völlig auf sich Alleine gestellt.

Persönlich werde ich mir zur Schulung und Intensivierung der Sensorik meiner eigenen und der meiner Blogleser Gedanken machen und in absehbarer Zeit eine Aktion der Besonderen Art starten, unter dem Motto: Mein Blog trinkt!!

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