Die modernen Traubenvollernter arbeiten mit und schonenden Schüttelsystemen. Die Trauben werden abgeschüttelt, und in einem Schuppensystem aufgefangen, welches die Trauben in einen Vorratsbehälter transportiert.
Grundsätzlich kann man davon ausgehen das der Traubenvollernter eine Erntemannschaft von 30- 40 Personen ersetzen kann. Trotz modernster Technologie, die in diese Maschinen gepackt wird, ist es nach wie vor entscheidend, wie gut der Fahrer ist. Mitte der 80er Jahre begann der Siegeszug dieser Maschinen, der bis zum heutigen Tage anhält. War es noch vor 20 Jahren nur großen Betrieben vorbehalten mit dieser Technik zu arbeiten, ist heute der Traubenvollernter selbst in kleinen Weingütern zum Teil durch Maschinengemeinschaften im Einsatz.
Der Erfolg dieser Geräte ist klar auf der wirtschaftlichen Seite zu suchen, denn gutes Personal für die Weinernte zu bekommen wird immer schwerer und ist kostenintensiv. Ein weiterer Faktor ist der enorme Zeitgewinn, der z.B. in Jahrgängen wie 2000 über Gedeih und Verderb eines Betriebes entscheiden konnte. Wer ist schneller? Die sich ausbreitende Fäulnis oder die Ernteteams? Selbst in feuchten Ernteperioden kann in wenigen trockenen Stunden eine große Menge geerntet werden. Die Flexibilität kommt hinzu, denn es kann auch problemlos nachts geerntet werden. Alles, was benötigt wird, ist ein Traubenvollernter mit Fahrer und Traubentransporter mit Fahrer.
Der Traubenvollernter ist natürlich nicht in der Lage das menschliche Auge und den Geruchssinn zu ersetzen. Somit ist es nur logisch, das bei besonderen Ernten wie z.B. Beerenauslesen, diversen Selektionen die Maschine den Menschen nicht ersetzen kann. Probleme bereitet zudem die maschinelle Ernte in Genossenschaften, denn mit das wichtigste ist die rasche und zügige Verarbeitung des Traubenmaterials. Stundenlanges anstehen in Warteschlangen, bis endlich abgekippt werden kann, hat fatale Folgen. Die Trauben müssen unmittelbar direkt nach der Ernte verarbeitet werden. Ist dies nicht möglich, öffnet man vielen Problemen die Tore, die auch später im Keller nicht mehr in den Griff zu bekommen sind.
Der Blick hinter die Kulissen zeigt schon lange, das es qualitativ keinen Unterschied mehr macht, auf welche Art und Weise die Trauben geerntet werden. Fakt ist, faule Trauben geben schlechten Wein egal ob von Hand oder mit Maschine geerntet. Umgekehrt lassen sich höchste Qualitäten erzeugen, solange das Traubenmaterial dies hergibt, egal ob Hand oder Maschinenernte.
Immer mehr Betriebe stellen von der Positivselektion um auf die Negativselektion. Ging man bisher in Weinberge und erntete die gesunden Trauben, geht man heute in die Weinberge und schneidet die faulen Trauben auf den Boden, damit die Erntemaschine nur das Material erntet, wie es gewünscht wird. Das kann mit wenigen gut geschulten Erntehelfern bewerkstelligt werden und ist unabdingbar will man ordentliche Qualitäten ernten, denn wie gesagt, die Maschine kann weder sehen noch riechen!!
Links zum Thema:
ERO Weinbaugeräte und -maschinen
Der Deutsche Weinbau: Vollernter auch bei Rotweinsorten? (pdf)
Landbote – Pfälzer Bauer: Lesetermin ist entscheidend für die Weinqualität
Über abartige Nebenerscheinungen der Erntemaschinen kann man nachlesen in der Wormser Zeitung: Vollernter kratzt am Mythos Eiswein