Ein Weinblogger im Interview und andere interessante Gedanken die sich daraus für mich ergeben haben und über die ich teilweise schon seit Jahren nachdenke

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Ein Weinblogger im Interview und andere interessante Gedanken die sich daraus für mich ergeben haben und über die ich teilweise schon seit Jahren nachdenke

Die Zeiten ändern sich.

Dieser Beitrag scheint älter als 16 Jahre zu sein – eine lange Zeit im Internet. Der Inhalt ist vielleicht veraltet.

Morgen erscheint auf Genussblogs.net mein zweites Interview. Gast war am vergangenen Freitag Bernhard Fiedler. Es hat Spass gemacht, viele Blogger werden ob der länge des Interviews die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, aber ich habe bisher noch nirgendwo die Regel gefunden die besagt wie lange ein Blogbeitrag sein darf 🙂

2 Dinge sind mir aufgefallen, die ich gerne noch einmal aufgreifen möchte. In einer Passage des Interviews beschreibt Bernhard die Zusammenarbeit mit einem oenologischen Berater.

… Am Anfang haben wir speziell in der Rotweinbereitung und im Bereich der Beurteilung der Traubenreife sehr viel von ihm lernen können.

Ich finde das in so fern interessant, weil es bei uns ähnlich ablief. In der Umstellungsphase vom Genossenschaftswinzer zum Selbstvermakter hatten wir in den frühen 2000er Jahrgängen erhebliche Probleme mit Farbe und unreifen Gerbstoffen. Unsere Fehlersuche war mühsam, zäh und setzte zu oft an der falschen Stelle an, Kellerwirtschaft und Weinbau. Wir konnten aber in keinem Bereich echte Fehler finden und haben darum begonnen die Sache analytisch anzugehen. Dafür holten wir uns einen Experten von Aussen. Während wir noch in den Erntevorbereitungen waren, kam von ihm der sofortige Erntebefehl, geprägt vom Wahn des Mostgewichtes hatten wir zu lange gewartet und das Optimum längst verpasst.

Ebenfalls sehr spanndend, Bernhards Antwort auf meine Frage wie weit man beim bloggen gehen kann. Darf man Fehler eingestehen, Soll man das? Wie weit kann man beim bloggen gehen ohne sich selber zu schaden?

Ich denke, dass in keinem Keller der Welt immer alles wunderbar klappt, also natürlich auch in unserem nicht. In den wirklich ganz ganz seltenen Fällen, in denen so viel daneben geht, dass es nicht mehr zu einem zumindest durchschnittlich guten Wein zu retten ist schreibe ich nicht darüber, weil wir solche Weine nicht selbst abfüllen, sondern im Faß verkaufen.

Diese Frage beschäftigt mich schon lange, dies ist auch mit ein Grund dafür das sich die Inhalte des Winzerblogs doch merklich verschoben haben. Das Winzerblog ist nicht mehr nur eine Geschichte aus einem Weingut, es ist alles viel allgemeiner geworden. Dann geht es bei mir nach dem Motto, lieber gar nichts schreiben als irgendeinen Stuss erzählen der nicht stimmt. Zudem, auch das hat Bernhard mit seiner Gegefrage richtig erkannt, ich bin nicht Weingutsbesitzer, sondern Angestellter. Daraus ergibt sich natürlich auch noch eine Verantwortung in der Art, das ich alles was ich blogge ohne Rücksprache tue. Bei heiklen Themen müßte ich mich abstimmen, das will ich jedoch nicht. Hier kommt ein altes Problem meines Winzerblogs zu Tage, viele sehen es als Businessblog, was es jedoch ausdrücklich nicht ist!

Ich denke da immer an eine skurile Situation die ich als Schüler erlebte. Wir waren zu Gast in einem der renomiertesten deutschen Weingüter und bekamen dort im Rahmen einer Weinprobe präsentiert wie sagenhaft das Marketing dieses Betriebes funktioniert. Alles edel, alles hochpreisig, immer ausverkauft.
Tief beeindruckt verliessen wir das Anwesen um draussen im Hof einen Tankzug anzutreffen mit einem redseligen Fahrer auf dem Bock. Ja, er kommt öfters hierher erzählte er uns, die Weine fährt er in eine Kellerei die das ganze Zeug aufgekauft hat.
Das ist grundsätzlich kein Problem, aber nach dem gerade abgefackelten Lobgesang war es doch ein Problem. Beim Lügen auf frischer Tat ertappt, doppelt schlimm wenn man Weinbauschülern so eine Geschichte präsentiert. Gut das es damals keine Blogs gab 🙂

Was ich sagen will, bevor ich anfange zu lügen, schneide ich ein Thema lieber gar nicht erst an. Ob das das richtige ist, weiß ich nicht, ich überlege noch. z.B. würde ich Holzchips einsetzen, wüßte ich im Moment nicht ob ich darüber bloggen würde.

Man sieht also, selbst nach einigen Jahren online sucht man als Blogger noch immer seinen Weg und entwickelt sich weiter (oder auch nicht).
Aber es bleibt kaum Zeit zum nachdenken, Morgen ist Weinrallye und das nächste Interview mit einem Genuss-Blogger steht ebenfalls an.

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