Weingeschichten

Raubzug im Weinberg

Die Zeiten ändern sich.

Dieser Beitrag scheint älter als 18 Jahre zu sein – eine lange Zeit im Internet. Der Inhalt ist vielleicht veraltet.

Es sind nicht nur die Krankheiten wie Oidium und Peronospora, denen Trauben zum Opfer fallen, da gibt es noch andere nicht zu verachtende Faktoren.

1. Türken

Alle Jahre, beginnend mit dem Austrieb, fallen ganze Horden unserer türkischen Freunde in die Weinberge ein, besorgen sich entsprechendes Material für die doch sehr leckereren Hackfleischröllchen eingewickelt in Weinlaub.

Zu Beginn der Saison ist es noch nicht weiter schlimm, aber das Blattmaterial das derzeit abgeerntet wird, tut dem
Rebstock richtig weh. Man möchte ja nicht die verholzten alten Blätter essen, nein es müssen die zarten jungen sein, denn die haben noch keinen Gerbstoff eingelagert. Da sich die Türkinnen nicht die Arbeit machen die Weinberge gleichmäßig zu beernten, sind immer die Stöcke am Reihenanfang betroffen, die dann nach einigen Wochen doch arg in Mitleidenschaft gezogen werden.
Somit war es nahe liegend unseren Freunden aus der Türkei jeweils darauf hinzuweisen, das sie nicht einfach Blätter
abernten dürfen, wie es Ihnen beliebt. Oft führt dies zu Missverständnissen und zu manchem bösen Wort, das ist allerdings egal, man versteht es in der Regel ohnehin nicht. Dennoch haben die meisten eingesehen, das ihnen, wenn sie denn fragen, gerne gezeigt wird, wo sie entsprechendes Laub abernten dürfen. Ein supernetter Türke hat uns sogar einen Ganzen Teller dieser Weinlaubspezialität gebracht, offensichtlich freut er sich so, das er sich nicht mehr verstohlen umschauen muss, wenn er zur Blatternte in die Weinberge geht.

2. Jugendliche Vandalen

Diese Horden Jugendlicher entwickeln sich immer mehr zum Problem, vielleicht auch nur bei uns, bedingt durch die Nähe
zur Stadt. Gerade letzte Woche war eine Gruppe zu fünft im Weinberg unterwegs und hat sich einen Spaß daraus
gemacht, Trauben vom Stock zu reißen und sich gegenseitig damit zu bewerfen. Auf Nachfrage ob sie nicht ganz
Dicht sind, kam zunächst die Gegenfrage, ob dies unser Grundstück ist und ob wir überhaupt hier etwas zu sagen hätten.
Nachdem genau dies bejaht wurde, kam nur noch ein schnippisches „dann müssen sie ihr Grundstück eben einzäunen“.

Das haben wir sogar schon mit einer ganzen Schulklasse erlebt, hier gab die Pseudo-Öko-Soziale Lehrerin nur zur
Antwort: „Haben sie sich nicht so, hier hängen genug Trauben, diese Paar die nun Fehlen werden sie nicht umbringen“. Es geht ja auch nicht darum, das da Trauben fehlen, sondern es geht darum, das wahllos Trauben abgerissen werden und rumgeschmissen werden. Wenn die Schüler die Trauben gegessen hätten, hätten wir auch kein Problem damit. Ich persönlich glaube ja, hier könnte die gute alte Ohrfeige recht wirksam eingesetzt werden. In solchen Fällen genügt allerdings schon die Androhung derselben um bei der Pseudo-Ökö-Sozialen Lehrerin als Rüpel oder Bauerntölpel tituliert zu werden. Ganz nach dem Motto Bauer trifft Intellekt.
3. Böse Winzer

Eigentlich unglaublich, aber die letzten Jahre kam es immer wieder vor, das in Nacht- und Nebelaktionen ganze
Weinberge mit dem Vollernter abgeerntet wurden. Meines Wissens hat man noch nie einen dieser Diebe erwischt. In
einigen Weinbaugemeinden ist die Weinbergshut wieder eingerichtet worden. Diese bewacht die Weinberge und achtet
darauf, das jeder nur dort erntet, wo er auch darf.

4. Der Star

Es fällt schwer zu glauben, was für einen Flurschaden diese possierlichen Tierchen anrichten können. Immer wieder ein
Schauspiel, das seinesgleichen sucht. Zunächst kreisen vereinzelte Vögel, sind diese fündig geworden, werden Riesige
Schwärme daraus, die wie auf Kommando im Weinberg einfallen. Abwehrmaßnahmen sind schwierig und umständlich,
in der Regel funktionieren sie nur über akustische Signale oder Vogelnetze. Wir verzichten weitestgehend auf solche Maßnahmen, achten darauf keine roten Trauben in Randzonen zu pflanzen, sondern diese zwischen den weißen Rebsorten zu verstecken. Zudem sind der Winzerhund und der Kellerhund für solche Abwechslungen dankbar und versuchen stets (erfolglos) einige dieser Vögel zu erwischen. Aber alleine der Versuch
genügt in der Regel die Staren für einige Zeit zu vertreiben. Das Problem hat sich allerdings durch die frühen Ernten ziemlich entschärft, denn im September ist das Nahrungsangebot noch so üppig für die Vögel, das die Trauben nicht das primäre Ziel sind. Erst gegen Mitte Oktober weichen Sie vermehrt in die Weinberge aus.

5. Einfacher Diebstahl

Kommt ebenfalls öfter vor, als man glaubt. Immer wieder erwischt man Menschen, die ganze Plastiktüten mit Trauben
voll stopfen. Es ist mir immer wieder ein Rätsel, was macht man als normaler Mensch mit 25kg Trauben? Vermutlich
Marmelade, Saft oder Ähnliches. Erwischt man solche Leute, kann man nicht viel machen. Dennoch sind wir dann immer
bemüht möglichst unbeherrscht, lautstark und rücksichtslos aufzutreten. Diskussionen sind sinnlos, Unverhohlene
Drohungen, sind das einzige was Wirkung zeigt. Spätestens bei der Ankündigung die Polizei zu benachrichtigen sind sie über alle Berge.

6. Mundraub

In der Regel harmlos. Auch hier ist es immer eine Frage des Anstandes. Wenn einer eine Traube pflückt und verzehrt,
wird keiner etwas sagen. Im Gegenteil, die Nachfrage ob es denn geschmeckt hat, führt das Gespräch meistens auf den
Wein, dann auf das Weingut und irgendwann zur Weinprobe oder zum Weinverkauf.

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