Weingeschichten

Rosaroter Kork

Die Zeiten ändern sich.

Dieser Beitrag scheint älter als 18 Jahre zu sein – eine lange Zeit im Internet. Der Inhalt ist vielleicht veraltet.

oder das große BLABLA über Alternative Weinverschlüsse

Die Frage nach Alternativen Flaschenverschlüssen füllt ganze Foren, vermeintliche Experten drohen den Winzern (die dort nur ganz versteckt mitlesen), das sie deren Weine nicht mehr kaufen, sollten sie nicht endlich auf Irgendwasaberkeinkork umstellen. Unermüdlich drehen sie die Mühle und diskutieren ohne Ende, man könnte fast das Gefühl bekommen Sie wären die Experten und diejenigen die das zu Entscheiden hätten.

Fakt ist:

Die Endverbraucher wünschen den Kork, zumindest die, die Wein einfach nur trinken, weil er schmeckt und er zum täglichen Leben gehört. Das sind etwa 95 % der Weintrinker, das Kriterium einen Wein zu trinken oder zu kaufen ist genial einfach und logisch: Es schmeckt oder es schmeckt nicht.

Ich mache es beim Bäcker genau so. Das Brot, das mir nicht schmeckt, wird nicht gekauft.

Die anderen 5% Prozent beschäftigen sich intensiv mit der Materie, kennt sich aus und hat andere Präferenzen beim Konsum. Diese 5 % versammeln sich und tauschen sich untereinander in diversen Foren oder Treffen aus. Manche tun dies so intensiv, das sie dabei völlig vergessen, das sie keine Weinproduzenten sind, sondern Journalisten, Apotheker oder einfach Konsumenten, oder besser Weinliebhaber. Lieblingsthema ist dann der alternative Flaschenverschluss.

Ich persönlich glaube auch, das alternative Verschlüsse sinnvoll sind, aber betriebliche Abläufe und Begebenheiten lassen eine derzeitige Umstellung momentan einfach nicht zu. Zumal von unserer Kundschaft keine Forderung dazu besteht, ist also auch von dieser Seite kein Handlungsbedarf gegeben. Das ist vielleicht ein Vorteil den 90 % der Weinproduzenten genießen, denn sie vermarkten regional und sind national NoNames und damit unbekannt. (Womit sich ausgezeichnet Leben läßt). Diese Weingüter kennen alle ihre Kunden persönlich und können dementsprechend bei der Beratung auch agieren.

Letztendlich wird nicht der Produzent oder Konsument entscheiden, welcher Verschluss sich durchsetzt, sondern DIE, DIE oder DIE da. Wenn von denen verkündet wird, : „Alle Weinlieferanten die nicht bis zum Stichtag Soundso ihre Verschlüsse so modifizieren das sie unseren Einkaufsbedingungen entsprechen wird automatisch ausgelistet“.

So geht das! Da die deutschen und internationalen Genossenschaften und Kellereien beim Deutschen LEH wie am Tropf hängen, werden sie deren Wünsche sofort erfüllen.

Genau so ist es passiert als plötzlich der Drehverschluss bei Literflaschen den Durchbruch hatte. Das hatte nichts mit den Württembergern zu tun, die diesbezüglich einen Sonderweg beschritten, sondern schlicht und einfach DIE hier haben gesagt, ab jetzt darf nur noch Schraubverschluss bei Literware geliefert werden.

Durch die gesteigerte Nachfrage stellen die Glashütten ihre Produktion um, und so wurde innerhalb 2 Jahren die MCA-Flasche (Schraubverschlussmündung) zum Standard und die mit Bandmündung (Kork) zum Exoten und damit auch entsprechend teurer.

Gleiches geschehen mit der unseligen 6er Goldkiste. Auch hier waren es nicht die Konsumenten die sie haben wollten, auch nicht die Weinproduzenten, nein, DIE hier haben gesagt, ab sofort nur noch Lieferung in 6er Goldkuki!!!

So geht das. Deshalb wird die Verschlusssache nicht von uns Produzenten, oder dem Konsumenten entschieden, nein das machen andere.

Übrigens sollte bei der ganzen Diskussion nicht ganz vergessen werden, das die hiesigen Institute massenhaft Sensoriktests durchführen und sich dabei immer wieder ein interessanter Aspekt ergibt, nämlich das der Kork sehr wohl auch positiv auf den Wein einwirken kann.

Offensichtlich gibt es eine große Diskrepanz zwischen Aktivistischen Weinliebhabern die zum Teil von einer Korkgeschmackquote von bis zu 30 % sprechen, demgegenüber allerdings von Geisenheim eine Qote von 1% genannt wird. Übrigens eine Zahl, die von vielen vielen Weingütern durchaus als realistisch eingeschätzt wird. Auch von mir.

Wir alle können nur hoffen das die Marketingstrategen der Supermarktgiganten sich nicht überlegen, rosarote Naturkorken versiegelt mit hellblauem Kunststoff, abgedichtet mit einem gelben Bierdeckel und versteckt unter einer hellgrünen Kapsel zu fordern.

Also liebe Weinfreunde lasst uns die alternativen Verschlüsse in Ruhe testen und kümmert euch um interessantere Themen wie z.B. das Terroir. Das wird wirklich auf dem Weingut definiert, ist so Kompliziert und Komplex das man herrlich Stundenlang darüber Philosophieren kann.

Natürlich bei einer guten Flaschen Wein.

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