Der Wein scheint derzeit bei uns in Deutschland eine ganz besondere Aufmerksamkeit zu genießen. Ich kann mich nicht erinnern, jenseits von Skandalen über Wein an so vielen Stellen gelesen und gehört zu haben. Wein ist derart interessant geworden das immer mehr Weinblogs entstehen, im TV das Thema Wein gerne und häufig aufgenommen wird, es wohl kaum mehr eine Tageszeitung in Deutschland gibt in der nicht in irgendeiner Art und Weise über Wein berichtet wird. Wer da schreibt spielt längst keine Rolle mehr, die Zeit der Sommeliers in den Medien scheint im Momment vorbei zu sein, offensichtlich hat man gemerkt das die mehr ihre eigene Vermarktung im Sinne haben statt Wissen zu vermitteln.
Die Weinjournalisten? Die wenigen die es gibt nimmt man nicht, denn weil sie unabhängig sind verlangen sie Geld für ihre Arbeit.
Immer mehr und immer öfter wird Halbwissen publiziert, wie das Beispiel Leif zeigte diente vor allem die Wikipedia als Quelle des Wissens.
Weincasting hat sich letzlich gefragt wo ist denn das gehypte Wein-TV geblieben?
Würde mich es ebenfalls interessieren, ich kann nur spekulieren.
Konnte vielleicht Herr Kienzle mit seiner Weinkompetenz das Publikum nicht überzeugen? War der Werbepartner unzufrieden? Oder hat sich niemand mehr gefunden der sich (und sein Geld) und seinen Namen hergibt um für andere Werbung zu machen? Ich weiß es nicht!!
In diesem Zusammenhang frage ich mich auch was bei Kerners Köchen passiert ist, das dort lieber Bier statt Wein getrunken wird. Irgendwie hatte man wohl bedenken das sich derjenige mit dem Wein in den Vordergrund drängelt und den Köchen die Show stiehlt. Somit wird es wohl nie ein Buch geben wie Kerners Weine. Das die sich so eine Chance entgehen lassen?
Aber auch wir Blogger wagen uns bisweilen auf dünnes Eis, wie in allen Bereichen hat auch diese Szene genügend Blogs die lediglich Pressemeldungen weiterverbreiten oder abschreiben. Welcher Aufwand für ein paar Cent Werbeeinnahmen!!!
Wein ist hipp und damit läßt sich Kohle machen. Das hat wohl auch der Hamburger Verlag Gruner und Jahr AG gedacht und bietet seinen Lesern nun die Stern Weinschule an. Als Lehrer der Weinschule fungieren die Gebrüder Lange, ob sie in Sachen Wein qualifiziert sind vermag ich nicht zu sagen.
Wie man lesen kann laufen die Geschäfte ganz gut und sollte das irgendwann kippen ist ja immer noch der Jauch da der das dann entsprechend pushen kann.
Aber gerade beim Stern müßte man doch erwarten können das echte Fachleute am Werke sind. Eckhard Supp bringt es in seinem Editorial mit dem Titel Trauerspiel auf den Punkt und fragt sich zu Recht:
… ob es mit den Prinzipien eines unabhängigen und kritischen Journalismus vereinbar ist, einem einzigen Weinhändler ein Handelspaket dieses Ausmaßes zuzuschustern, kamen wir bei der Lektüre des umfangreichen Dossiers, das der Stern zu Beginn der Serie veröffentlichte, aus dem Staunen gar nicht mehr heraus.
Im übrigen, Mario Scheuermanns Drink Tank beschäftigt sich ebenfalls intensiv mit dem Thema Weinschule beim Stern, er hat angekündigt die komplette Session zu begleiten. Ob er dabei wirklich Spass haben wird wage ich allerdings zu bezweifeln!
Aber auch die deutsche Weinwirtschaft muss sich angesichts dieses Wissensdurstes fragen wie sie ihn befriedigt. Offensichtlich sieht man keinen Handlungsbedarf das Wissbegierige Publikum zu befriedigen, der sporadisch verschickte Newsletter des Deutschen Weininstitues ist definitiv zu wenig.
So überläßt man den Weininteressierten den Fängen der Halbwissenden.