Mein Beitrag zur Weinrallye #17 ausgerufen von Swetlana auf ihrem Blog Myexperience4u. Meinen ursprünglichen Plan DDR Weine zu präsentieren habe ich auch bei diesem Wein nicht ganz verlassen, der hier besprochene Wein wurde ebenfalls in der damaligen Ostzone vertrieben und war laut Etikett für 6,90 Ostmark zu haben. Gehen wir es an, hier mein Beitrag zur Weinrallye #17:
Rosenthaler Kadarka. Was für ein klangvoller Name!! Für Generationen von Weintrinkern der Inbegriff starker Rotweine, mächtiger Rotweine aus dem doch etwas mysteriösen Weinbauland Bulgarien. Ich gebe zu, ich weiß nichts von diesem Weinbauland, keine Erfahrung keine Kontakte an die man anknüpfen könnte.
Ich bin mir jedoch ziemlich sicher, das Rosenthaler Kadarka für die bulgarische Weinwirtschaft das gleiche ist wie die Liebfraumilch für die deutsche? Eine unendliche Geschichte, einseits froh das überhaupt jemand Weine im Ausland vertreibt, andererseits sind diese Weine doch selten repräsentativ.
Was ich hier vor mir stehen habe ist also ein Wein aus der DDR, Importware aus dem damaligen Bruderland Bulgarien, leider ohne Jahrgangsangabe, aber der Begriff Naturrein läßt mich an eine Abfüllung vor 1980 vermuten, eigentlich sogar vor 1972 dem Jahr der Reform des Weingesetzes. Allerdings bezieht sich das auf den Westen!! Geschmacklich würde ich diesen Wein ebenfalls nicht dieses hohe Alter verpassen, sonderen wäre eher bei max. 20 Jahren.
Meine letzte Erfahrung mit einem Importwein aus der DDR war ja durchaus positiv, so ging ich an mit dem nötigen Elan und einer Portion Optimismus an das öffnen dieses bulgarischen Weines.
Die Flasche hinterlässt durch und durch von Aussen einen guten Eindruck, auch nach dem öffnen der Kapsel wird dieser gute Eindruck gar verstärkt, denn auch der Korken den man nun zu sehen bekommt scheint in tadellosem Zustand zu sein.
Das ziehen des Korkens klappt ohne Probleme, was da aus dem Falschenhals kommt sieht gut aus und vor allem nicht alt?
Der erste Duft welcher verströmt wird lässt mich positiv aufmerken, wow, sollte wirklich was Gutes aus der Flasche kommen?
Ernüchterung beim einschenken, der Wein ist trüb, die Farbe stumpf, kein glänzen, kein blitzen, nur dumpfes Rot, durchzogen von eindeutigen orangen bis hin zu braunen Farbnuancen.
Die Aromatk des Weines ist im allerersten Augenblick nach dem öffnen durchaus intensiv und kräftig. Erinnert mich doch sehr stark an Spätburgunder, wobei ich wirklich keine Ahnung habe welche Rebsorten in Bulgarien angebaut wurden und heute noch werden. Hier z.B. der Einrag zum Stichwort Kadarka in der Wikipedia
Bei näherer Beschäftigung mit dem Aroma wird dann leider schnell klar, die Zeit hat doch deutliche Spuren hinterlassen.
Man sagt zwar die Zeit heilt alle Wunden, aber in diesem Falle stimmt es nicht, eher das Gegenteil ist der Fall. Die Aromatik erinnert an alte Marmelade und eindeutige Oxidationsnoten prägen das Geruchsbild dieses Weines. Ich schreibe bewußt von Oxidation und nicht Sherrysierung, das ist für mich nicht das gleiche. Oxidation ist eindimensional und hat keine Tiefe, sie ist einfach nur schlecht und fehlerhaft und wirkt zerstörend auf das was es vorfindet.
Der Geschmack ist wie die Aromatik im erstenMoment durchaus angenehm. Auch hier, bei näherer Beschäftigung mit dem Wein offenbart er die Tragik vieler Weine der heutigen Zeit. Große Klappe, nichts dahiner!
Was bliebe wohl übrig würde man diesem Wein die sirupartige Süße nehmen? Nichts, absolut nichts, ein Häufchen Elend wäre alles was bliebe. Eben dies macht den Kadarka wieder zu etwas Besonderem, denn 20 – 30 Jahre auf dem Buckel zu haben und noch immer trinkbar zu sein, davon kann so manches überteuerte und modern produzierte Weinchen nur träumen.
Reparatur des Weines:
Eigentlich habe ich kein Interesse daran diesen Wein zu retten oder ihm etwas Gutes zu tun, weil ich eben glaube es wäre verlorene Zeit. Trotzdem, zwei schnelle Versuche setze ich an. Der erste Versuch mit ein bischen Tannin wieder Struktur in den Wein zu bekommen misslingt, der Wein wirkt einfältig und die Süße wirkt noch eindimensionaler als zuvor. Das Tannin verstärkt die negativen Effekte noch und wirkt sich daher negatriv aus. Wenngleich die Farbe gewinnt, der Anteil brauner Farbe geht deutlich zurück.
Die Gabe von Schwefel wirkt eigentlich nur etwas oberflächlich. Der zuvor erzielte Gewinn an Farbe wird wieder Rückgängig gemacht, der Wein wirkt leer, ausgezerrt und matt. Wollte man diesen Wein ernsthaft reparieren wollen, müßte man sich zunächst einmal seiner Trübung annehmen, was für diesen Wein hier und jetzt aber kein Thema sein soll.
Fazit:
Diese Weinrallye ist etwas aussergewöhnliches, denn sie macht bisher durchweg durch alle teilnehmenden Blogs deutlich das wir selbst von unseren Nachbarländern nur bescheidenes Wissen bezüglich derer Weine haben. In der Tat ist es traurig das mein Wissenstand zu Bulgarien bei Weinmarken wie Rosenthal Kadarka und Zar Simeon endet.
Wir sollten uns mehr für diese Regionen und deren Weine interessieren, dabei greife ich mir gern an die eigene Nase.
Aber sehen wir es positiv, das ist doch mal ein wirklich guter Vorsatz für das neue bald kommende Jahr 2009!!
Ich wünsche mir mehr Weinrallyes wie diese, denn nur solche Themen bringen uns Weininteressierte Blogleser und Blogautoren wirklich weiter.