Weinreise Chablis, Burgund und Champagne
Samstag, 27. Mai 2006
Dieser Betrieb in La Celle sur Chantemerle war als Geheimtipp angekündigt und hat gehalten was versprochen wurde. Einmal mehr zeigte sich, das die Persönlichkeit eines Menschen schwerer wiegt als irgendwelche Klassifikationen oder Punkte. Dem Umstand das die Rebflächen nicht klassifiziert sind ist es zu verdanken, das in diesem Betrieb überhaupt Champagner produziert wird. Die Chefin des Hauses ist fest davon überzeugt, das ihre Weinlagen mit zu den besten der ganzen Champagne gehören. Bereitwillig werden wir durch die Wohnung in den Keller geführt, in dem sich eigentlich nichts befindet was interessant sein könnte. Wäre da nicht die Madame Jamain, die vor ein paar leeren Weintanks und einer Minidegorgieranlage uns bereitwillig Auskunft über die Produktion, Lagerung und alles andere was uns interessiert gibt.
Gerade in der Champagne ist es wichtig auch solche unabhängigen Betriebe aufzusuchen, denn dem geneigten Verbraucher ist oft nicht bewußt, das viele der großen Champagnerhäuser nur scheinbar Konkurenten sind. Hinter der Fassade gehören sie zum gleichen Konzern.
Irgendwie drängt sich mir die Frage auf, wo ist eigentlich das Terroir geblieben? Seit wir in der Champagne sind, scheint dieses Wort plötzlich kaum noch eine Rolle zu spielen. Logisch mag man denken, kommen doch die Trauben der Champagnerhäuser aus der ganzen Region. Aber hier bei Madame Jamain? Ihre ganze Produktion kommt aus ihren eigenen 3 Hektar Weinberg. Sie hat nicht die Möglichkeiten der großen Häuser, die Schwächen einer Lage mit der Stärke der nächsten auszugleichen. Hier in diesem Champagner-Weingut ist man darauf angewiesen was der Jahrgang hergibt.
Die folgende Weinprobe barg für mich somit die eine oder andere Überraschung. Zum einen gab es einen Rosé, der mich an Deutschen Sekt erinnerte. Er war spritzig, fruchtig und extrem lebendig. Die Hefe war nur dezent in der Nase wahrzunehmen. Der Vergleich mit Deutschem Sekt drängte sich gerade zu auf, aber warum nicht? Ich verstehe das als Lob und nicht als Kritik 🙂
Die anderen Champagner waren dann wieder eher der Stilistik der Region angepasst und interessanterweise fand jeder Champagner seine Freunde. Der Spassfaktor wurde gewaltig erhöht, denn das hier angebotene Preis-Leistungverhältnis war mehr als Fair.
Zum Ende der Probe gab es noch einen Pinot Meunier, der zur Produktion von Rosé verwendet wird. Das in der Champagne Rosé einfach durch Zugabe von Rotwein zum Weißwein produziert wird, hat mich dann doch überrascht. Dafür würde man einen Winzer in unseren Gefilden glatt in den Knast bringen. 🙂
Nach dem Besuch mußte der Bus umgeräumt werden, denn die Heimfahrt stand an.