Alltag im Weingut

Notizen zur Weinprobe

Die Zeiten ändern sich.

Dieser Beitrag scheint älter als 16 Jahre zu sein – eine lange Zeit im Internet. Der Inhalt ist vielleicht veraltet.

Ich war Gestern Gast einer großen Spätburgunder Weinprobe bei der Weine der deutschen Rotweinelite zugegen waren. Wobei die „Elite“ in diesem Fall weitestgehend über den Preis definiert wurde.
Nach Durchsicht meiner Verkostungsnotizen, möchte ich einige Punkte zur Diskussion stellen.

  • 2 von 7 Spätburgunder hatten eine für Spätburgunder untypische Farbe, was aber nicht bemängelt wurde.
  • 1 Spätburgunder hatte einen deutlichen Böckser. Dieser Wein wurde uns als einer von Deutschlands 50 besten Spätburgunder präsentiert.
  • Alle Spitzenburgunder waren im Barrique ausgebaut, wenngleich einer davon nicht als solcher deklariert war. Warum macht einer einen Barriquewein um es nicht als solchen zu deklarieren? War es gar kein Barrique?
  • Von 30 Flaschen waren 30 mit Naturkork verschlossen. Eine Flasche davon hatte einen Korkton.
  • 2 Weine trugen die Bezeichnung „S“, keine der anwesenden Personen konnte erklären was damit gemeint sein könnte. Gleiches kann für andere Buchstaben und Buchstabenkombinationen gesagt werden.
  • 4 Weine wurden auf dem Etikett als unfiltriert gekennzeichnet was die Verkoster allerdings kaum zur Kenntnis nahmen.
  • Nach meinem Geschmack waren 2 der vorgestellten Weine Grandios und fantastische Spätburgunder.
  • Junge Superstars der Weinszene glänzen mit Modernität und viel Kuschelpotential, die alten mit Tradition und Typizität. Für meinen Geschmack haben die Alten gewonnen, aber die sind ja auch schon etabliert.

Mein Schnellfazit ohne langes Überlegen:
Einige Winzer und Kellermeister haben mit dem Kanister Gummi Arabicum wohl auch ihr Berufsethos ausgekippt und sich eine neues gebastelt.
Es könnte aber auch sein das es so etwas wie ein Berufsethos nie gab und schon immer gemacht wurde was erlaubt ist und was die Technik hergibt. Vermutlich war das vor 100 Jahren genau so wie heute. Fakt ist, es wird konzentriert, gechipt, und viel zu oft schmeckt das Gummi Arabicum deutlich durch. Schade, denn einige der Weine hätten es gar nicht nötig gehabt.
Ich denke es wird spannend die nächsten Jahre, denn diese Ultramodernen Weine sind vom feinsten! In wie weit kann sich ein gebietstypischer klassisch produzierter Spätburgunder dagegen noch durchsetzen? Was passiert wenn der Konsument so weit konditioniert wurde das er unmaskierte Gerbstoffe als abartig empfindet und nur noch kuscheln möchte?

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