Nach einen Telefonat gestern Mittag geht mir das Thema Wein und Schokolade nicht mehr aus dem Kopf. Den ganzen Tag über machte ich mir Gedanken zu diesem Thema und landete letzlich bei der Leberwurst.
Wann haben Sie das letzte mal eine Tafel Schokolade verspeist und gedacht, „jetzt würde ein Wein glänzend dazu passen“?
Wann haben Sie das letzte mal beim Genuss eines Rieslings den Drang verspürt eine Tafel Schokolade zu öffnen weil es toll dazu passt?
Machen wir uns nichts vor, das oben genannte dürfte recht selten der Fall gewesen sein, bei mir jedenfalls noch nie!!!
Allerorten wird dieses Thema angeboten, in bunten Weinheftchen, im Fernsehen, im Internet überall kann man über die grandiose Kombination von Wein und Schokolade lesen, sehen und hören.
Doch nicht genug damit, immer mehr Seminare werden angeboten, längst ist das Thema Wein und Schokolade bei den Volkshochschulen angekommen, kaum mehr ein Weingut das nicht eine Verkostung von Wein und Schokolade anbietet.
Auch wir denken seit Jahren darüber nach, eine solche Verkostung für unsere Kunden anzubieten, allerdings hat uns noch kein Konzept überzeugt, so kam es nie dazu. Inzwischen bin ich froh darüber, denn derzeit versucht jeder dieses Thema an den Mann zu bringen, mehr oder weniger erfolgreich.
Mein Problem bei diesem Thema:
- Winzer oder Kellermeister sind selten fachlich in der Lage eine Schokolade zu beurteilen.
- Gleiches kann von Schokoladenverkäufern oder sogenannten Chocolatiers in Bezug auf Wein gesagt werden. Mal eine dunkle Schokolade und einen Rotwein Barrique anbieten kann es ja nicht gewesen sein!!
- Die Darreichungsform von Schokolade ist kompliziert. Alleine um den Geruch richtig erfassen zu können, sollte die Schokolade in ein Weinglas.
Und dann? Mit den Fingern rausholen und die Schoki langsam lutschen und mit Wein runterspülen? Für die klebrigen Finger kann ja noch die Hose herhalten 🙂 - Die Kombinationsmöglichkeiten sind doch eher gering. Natürlich kann man alles mit Schokolade probieren und es entsprechend anpreisen, aber die geschmackliche Vielfalt die man z.B. bei einer kulinarischen Weinprobe erlebt kann meines Erachtens nie erreicht werden.
- Eine echte Befriedigung der Genüsse tritt nicht ein, man bleibt zurück vollgestopft mit Schokolade und ein paar Gläschen Wein.
- Der Verbraucher wird sich mit diesem Thema zu Hause kaum weiter beschäftigen. Somit ist der Nutzen einer solchen Degustation für alle Teilnehmer als gering einzuschätzen. Ich jedenfalls hatte noch nie einen Kunden der nach einem Wein als Begleitung für eine spezielle Schokoladensorte fragte.
Die Alternative?
Ich würde mal behaupten, 12 Flaschen optimal temperierten Wein, ab zum Bäcker Brot holen und dann in eine gute Metzgerei.
Denken wir nur an eine gute Hausmacher Leberwurst, was da alles für Weine dazu passen würden. Oder die Kalbsleberwurst, Wienerle und als echte Herausforderung testen wir, welcher Wein zur Weisswurst passt. Das Geschmacksrepertoire das eine gut sortierte Metzgertheke zu bieten hat ist doch weitaus größer als das eines Chocolatiers.
Chilly, Pfeffer und Curry finden sich auch beim Metzger, dafür muß ich keine Schokolade essen.
Bratwurst, Teewurst, Schinkenwurst, Bierwurst, Lyoner, Gelbwurst, Mortadella, Cabanossi, Debrecziner, Krakauer und dann, mein Gott, noch gar nicht erwähnt Salami und Schinken!!!
Was für ein Genuss, welche Kombinationen, Silvaner, Rivaner, Riesling Spätburugder, St.Laurent, Kerner, Gutedel usw. seit willkommen!!
Natürlich finden wir auch für unsere schweren Barriques entsprechend zart geräucherte Würste, oder leider kaum zu haben in Deutschland, Biltong am besten von Wild oder Strauß!!
Wenn schon Weinprobe beim Metzger, ist dieser sicher bereit ein Carpaccio vorzubereiten. Hier wären evtl je nach Sauce Sekt und Perlwein angesagt, könnte ich mir zumindest gut vorstellen.
Zugegeben, beim Süßwein wird es schwieriger, aber selbst da könnte man fündig werden. Vielleicht beim Schinken? Was solls, die meisten Metzger bieten auch ein kleines Käsesortiment an, das wäre dann die perfekte Ergänzung!!
Na ja, hier endet mein Brainstorming, aber wenn ich das nächste mal einen Metzger treffe könnte man das vertiefen. treffe ich auf den örtlichen Schokohändler sage ich nichts von diesem Artikel 🙂
Wobei ich nichts gegen Schokolade habe, aber langsam finde ich das Thema ist durch. Ich denke mit der derzeitigen Vermarktung von Gewürzschokoladen, Jahrgangsschokoladen und Herkunftsschokoladen ist der Höhepunkt des Schoko-Weinhypes erreicht.
Um so mehr erstaunt es mich das die ProWein Düsseldorf sich mit diesem Thema beschäftigen will, könnte es also sein, das ich die Geschichte Schokolade und Wein völlig unterschätze?