Weinrallye

Weinrallye #30 – Naturwein

Die Zeiten ändern sich.

Dieser Beitrag scheint älter als 14 Jahre zu sein – eine lange Zeit im Internet. Der Inhalt ist vielleicht veraltet.

weinrallye_naturwein.gifAls Matthias vom Social Wineblog mir das Thema zu dieser Weinrallye nannte war ich zunächst schlicht und einfach begeistert. Noch ahnte ich nicht, das es mir nicht gelingen würde einfach so einen Wein zu besorgen der dem entspricht was ich als Naturwein definiere.

Nun die letzten Tage schwirrte so einges durch das Internetz an Definitionen für Naturwein, da ist auch so manches fragwürdige dabei, aber jedem das seine und solange es keine Regeln gibt darf ja jeder seine eigene Naturweindefinition darstellen und gebrauchen. Übrigens, die mit Abstand schönste, einfachste und wohl auch beste Definition des Begriffes Naturwein stammt von Mikel Bauer und wurde via Twitter veröffentlicht:

ein Naturwein ist ein Wein in der Natur getrunken?

Ja, Mikels Definition hätte ich mir zu Eigen gemacht hätte ich gar keinen Wein mehr gefunden 🙂

Meine Definition von Naturwein ist ganz einfach, ein Wein produziert alleine mit Wissen und Erfahrung der Winzer unter Zuhilfenahme moderner Technik und gleichzeitigem Verzicht der Nutzung von Behandlungsstoffen in der Kellerwirtschaft und dem Weinbau. Auch über Pflanzenschutz, egal ob biologisch oder nicht, muß hierbei gesprochen werden. Nur, es ist selbstverständlich das Naturwein in Weinberg und Weinkeller produziert wird, es hilft nicht Trauben aus konventionellem Weinbau als Naturwein zu bezeichnen weil eben im Weinkeller ohne Weinschönung gearbeitet wurde. Wenn dem so wäre könnte ich mich als echter naturwein Spezialist bezeichnen!

Mein Beitrag zur 30. Ausgabe der Weinrallye ist eine 2005er  Riesling Trockenbeerenauslese die aus Verlegenheit produziert wurde weil wir es nicht über das Herz brachten die Trauben nicht zu ernten. Der Weinberg wurde in seinem letzten Standjahr nicht mehr gepflegt und bearbeitet, als er noch nicht in unseren Besitz war. So konnten wir zur Erntezeit trotzdem eine klitzekleine spärliche Ernte sich selbst überlassener Trauben einfahren. Die Trauben wurden sortiert und letztendlich abgepresst und vergoren. Herauskamen ca. 50 Liter Saft die sofort anfingen zu gären. Die Gärung kam ganz normal von selber zum Stillstand, der Wein wurde in Glasballons gefüllt und ich wartete darauf das sich der Wein irgendwie von selber klären würde was jedoch nie geschah. Um diesen Wein zu klären besorgte ich von einem Miniwinzer einen Minifilter und filtrierte diesen Wein unter unsäglichen Mühen um ihn dann als edelste Trockenbeerenauslese auf die Flaschen zu füllen. Vielleicht hätte es dieser Wein gar nicht nötig gehabt, aber bei derartigem Traubengut waren wir vorsichtig, darum wurde der Wein geschwefelt.

Die Säure des Weines schmeckt deutlich konzentirert und verleiht dem Wein jugendliche Charakterzüge. Der Riesling verläßt die Flasche wie zähflüssiger Sirup, der Zucker wirkt im Mund überwältigend süß wie es nur bei hochgradigsten Trockenbeerenauslesen der Fall sein kann. Ein Wein gewachsen und produziert für die Unendlichkeit. Noch Minuten nach dem letzten Schluck wirkt der Wein im Gaumen, die Süße scheint unendlich lange anzuhalten, die intensive Rosinenaromatik untermalt von Honig und Nusstönen läßt einen den Alltag vergessen und die Faszination für den Beruf des Winzers aufs neue erleben.

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