Weinrallye

Weinrallye #8 – Etikettentrinker

Die Zeiten ändern sich.

Dieser Beitrag scheint älter als 16 Jahre zu sein – eine lange Zeit im Internet. Der Inhalt ist vielleicht veraltet.

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Ich habe die Weine, es aber leider nicht geschafft die Flaschen zu öffenen und zu verkosten. In so fern stelle ich heute einen halben Beitrag zur aktuellen Weinrallye zur Verfügung. Die Weinrallye 8 wurde ausgerufen von Iris, vom Lisson Blog.

Einerseits gibt es die Etiketten die einfach toll sind weil wir das Produkt toll finden, oder die Presse dieses Produkt zu einem tollen Wein erklärt. Der klassische Etikettentrinker ist also der, der zu einem Wein greift der ihm von einem Weinguru oder einem Weinkournalsiten als etwas ganz Besonderes angepriesen wurde. Dafür gäbe es viele Beispiele, aber bei mir sollen diese weine, oder deren Etiketten heute keine Rolle spielen.

Ich nehme es wörtlich mit dem Etikettn trinken und suche etwas was mich neugierig macht und am Regal zugreifen läßt. Ich habe mir dafür den nächsten Weinhändler ausgesucht, Jaques Weindepot war der Händler meiner Wahl.
Losgelöst von meinen normalen Vorlieben suchte ich einige Flaschen Wein deren Ausstattung mich so anspricht, das ich zugreife oder zumindest neugierig werde. Der Einkauf verlief schnell, einmal durch alle Regalreihen, Favoriten gesichtet, kurz abgewogen, dann gekauft.
Ich ahne wie wunderbar das Leben eines Etikettentrinkers sein muss. Der Jahrgang spielt keine Rolle, ob trocken oder süß ist völlig Wurst, weiss oder rot ist unwichtig und die Sorte oder Herkunft sind völlig bedeutungslos. Alles was zählt, gefällt das Etikett oder nicht?

Nun stehe ich da mit einigen Flaschen Wein, deren Ausstattung nicht unterschiedlicher sein könnte, dabei habe ich keine Extreme gewählt.

Nr.1 aus Frankreich, wurde von mir gekauft, weil ich einen Faible für freigestellte Etiketten habe. Ich erinnere mich gut daran als Gallo sein „turning leaf“ auf den Markt brachte, und damit einen absoluten Hit landete. Nicht der Wein war der Brüller, es war das einzelne Weinlaub das sich im unteren Bereich des Etikettes auffällig dem Betrachter zuwendete.

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Als Beispiel eines freigestelleten Etikettes führe ich hier einen 2006er Chardonnay von der Domaine du Bosquet auf. Wohl ein Nassleimetikett, gefallen mir die natürlichen Farben ausgesprochen gut. Zugegeben, im ersten Moment erkenne ich die Bedeutung der Eicheln nicht, aber spätestens beim öffnen der Flasche, beim genauen lesen des Rückenetikettes wird sich mir auch der Grund für diese Darstellung erschliessen. Vielleicht eine Spezialität der Region? Ein Teil des Familienwappens?

In den letzten Jahren haben sich solche Etiketten mehr und mehr etabliert, in Kombination mit der Selbstklebetechnik bietet das den Winzern völlig neue Möglichkeiten. Die Entwicklung läuft rasant weiter, derzeit angesagt sind Weinflaschen die direkt bedruckt werden.

Wein Nr.2 stammt aus Australien und verfolgt einen völlig anderen Weg.

Ein 2005er Frank Potts Langhorne Creek, vom Weingut Bleasdale.

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Der Kollege aus Australien wirkt etwas bieder, oder gar altbacken, aber vielleicht ist das geade der Sinn dieses Etikettes. Traditionen vermitteln wo evtl. gar keine sind?

Fotoetiketten habe ich bisher recht selten angetroffen, vermutlich hat es etwas damit zu tun, das im Gegensatz zu einem ausgesprochenen Künstleretikett Fotografien weniger Interpretationsspielraum lassen. Was denkt man wenn man sich dieses Foto anschaut? Ein Berühmter Politiker vielleicht? War dieser Mann der erste Präsidident Australiens? Heißt er Känguru und hat als erster die uns heute als Kängurus bekannten Tiere entdeckt und benannt? Oder ist er einfach der Opa des heutigen Weinemakers und ist das was man heute einen Pionier nennt? Will sagen, solche Etiketten bedürfen einer Erklärung. Die Erklärung fidnet sich sicherlich auch auf dem Rückenetikett, aber ich bevorzuge nun mal die selbsterklärenden Dinge.

Nr. 3 ist mein eindeutiger Favorit

Ganz was anderes biete ich hier nun an. Ist es Kitsch oder Kunst? Oder beides? Beim ersten Blick wird klar, dieser Wein kann nur aus Italien kommen. Vermutlich mit Tränen in den Augen hat der Künstler sein letztes gegeben um dieses Etikett zu gestalten.

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Ein Etikett das ich liebe, wenngleich ich es wohl niemals selbst so für einen eigenen Wein verwenden würde. Ein Farbspektakel das seines Gleichen sucht, Gold, Bronze und Grund und Rot explodieren und bilden einen wuderbaren Strauss von eichenblättern. Bella Italia!!

Ein 2006er Dogajolo auf der Homepage als Super Tuscan angepriesen.

Den Wein habe ich vor einigen Jahren schon einmal getrunken, er wurde mir damals geschenkt, warum wohl, wegen des Etikettes natürlich!! Ich habe als sehr angenehm in Erinnerung. Was für ein Glück, kann ich an dieser Stelle nun auf Wolf verweisen der den gleichen Wein für diese Weinrallye ausgesucht hat und eine sehr ausführliche Verkostungsnotiz verfasst hat 🙂

Nr. 4: Ein Badischer Weissburgunder trocken, Jahrgang 2002

Nr. 4 ist ein Nachzügler den ich der Weinrallyegemeinschaft nicht vorenthalten möchte. Ein echter Knüller, einen Brecher wie ich ihn nur ganz selten in Händen halte. Gefunden habe ich diesen Wein erst Gestern in der örtlichen Raiffeisengenossenschaft wo ich zum Socken, Arbeitschuhe und lange Unterhosen einkaufen war. Und da sah ich den Wein, es war die letzte seinesgleichen im Regal, da mußte ich einfach zugreifen, die geforderten Euro 6,90 schienen mir geradezu lächerlich für ein derartiges Produkt. Das Etikett ist popelig, kein Wunder, denn diese Flasche bracuht kein Etikett, die Flasche selbst, vermittelt dem Konsumenten die entsprechende Botschaft.

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